Regie: Hermann Beil
mit Julia Stemberger, Therese Affolter, Martin Schwab, Dirk Nocker
Pressestimmen
„Regisseur Hermann Beil gelang mit einem fulminanten Ensemble eine mustergültige Inszenierung von „Der Ignorant und der Wahnsinnige“.
Kurier
„Als Kammerspiel der Rücksichtslosigkeiten hat Hermann Beil diesen Bernhard in Szene gesetzt - mit Fliege und Lackschuhen (unglaublich souverän:Stefan Jürgens), mit Blindenbrille und Schnapsflasche (ein Nervenbündel:Martin Schwab) und mit Sternenkleid und Königinnenkrone (eine exaltierte Diva: Julia Stemberger). Und auch wenn das Spiel in diesem „Narrenhaus" streckenweise zur Farce wird, möchte man doch (fast) jedes Wort mitschreiben, so punktgenau leuchtet dieser „alte Meister" ins Dunkel.“
NÖN
„Der Ignorant und der Wahnsinnige“ wirkt noch immer. ..Die traditionstreue Inszenierung von Hermann Beil wird in ihrer Mischung aus eisiger Konsequenz und musikalischem Zerflattern der Motive dem Text Bernhards gerecht.“
Die Presse
„Hermann Beil inszeniert mit Pause zwei Stunden lang mit den Figuren im Fokus. ..Jürgens, der „Wahnsinnige", ist der Motor der Szenen. Der Doktor offenbart ein Faible für das Prozedere der Leichenöffnung und wird ganz euphorisch im Ton und leicht im Schritt, wenn das Messer ins Gehirn eindringt. ….Den Vater (Martin Schwab als tattriger Greis) interessiert diese Heiterkeit aber merklich weniger als die Flasche Schnaps…der „Ignorant", wirft vor allem auf seine Tochter gemünzte Enttäuschungsbekundungen ("rücksichtlos") ein. …Ihre Garderobiere (Therese Affolter) hängt die Krone der Königin der Nacht auf den Hutständer. Sie ist nicht nur ein Ruhepol unter den Fiebrigen, sie hat auch den subtilsten Witz. Und dann taucht sie (Julia Stemberger) auf, schon beim Gang durch die Garderobentür im schicken Sixties-Kostüm bis in die behandschuhten Fingerspitzen ganz Maria-Callas-Diva. Es wird umgekleidet und geschminkt, heute weiße statt rote Wangen, schießt es ihr ein. Für mehr Künstlichkeit! Dass alles in dem Stück ständig vom einen ins andere umschlägt, Abneigung in Stolz, Abgrenzung in neurotische Nähe, hält den Witz und die Spannung - und den Fortgang offen.
Dem Publikum gefiel das sehr. Gediegen aus der Zeit gefallen ist diese Produktion. Oder wie die anderslautende Kritik loben würde: gelungen zeitlos!“
Der Standard
„Ich mach' eine Notenschrift für Schauspieler", sagte Bernhard einst in einem Interview. Stefan Jürgens, Martin Schwab und Julia Stemberger bewiesen sich als ideale Partiturleser in der treffsicheren, Bernhards Komik würdigenden Inszenierung des ausgewiesenen Bernhard-Kenners Hermann Beil. Jürgens gab einen selbstgefälligen, in seiner Suada schwelgenden Arzt, Schwab brillierte - oft zum Zuhören verdammt - mit beeindruckender Körpersprache und Präsenz und „Koloraturmaschine" Stemberger überzeugte als exzentrische, dem Zusammenbruch nahe Diva. Therese Affolter zeigte als Garderobiere Frau Vargo, wie man einer Nebenrolle Glanz verleiht und Dirk Nocker war als Kellner Winter bei den „Drei Husaren" ein wirklich - so der Text - „verlässlicher, nie aus der Rolle fallender Mann".
Kleine Zeitung
„Martin Schwab stellt rührend den Vater als halb blinden Alkoholiker dar. Stefan Jürgens versucht als depressiver Doktor zwischen beiden zu vermitteln. Großteils doziert er allerdings über den Vorgang der Leichenöffnung. Wie irre betet er die lateinischen Anatomie-Termini vor, präzise erklärt er, wie man das Gehirn zerlegt. Dazwischen singt sich die Sopranistin mit ihren Koloraturen ein. Durch dieses Schauspiel in grandioser Dreierkonstellation schwillt das nerdige Durcheinander zum absurd-komischen Quodlibet an. Das Wandeln an der Kippe von Komödie zu Tragödie bringt kraftvolle Spannung in die scharfsinnige Inszenierung Hermann Beils, eines Weggefährten Thomas Bernhards.“
Salzburger Nachrichten
Fotos : Lalo Jodlbauer